"So darf man nicht denken..."
An den 11. September 2001 selbst erinnere ich mich nicht mehr genau. Natürlich habe ich die Bilder im Fernsehen gesehen und war genau so geschockt wie bei anderen großen Katastrophen auf der Welt. Außerdem dachte ich aber noch etwas...
Gut erinnere ich mich an den 12. September. Da traf ich vormittags in unserer Straße eine Nachbarin, noch älter als ich, die in ihrer Jugend den Bombenkrieg noch bewusster als ich erlebt hat. Sie sagte: "Als erstes dachte ich: das kommt uns doch bekannt vor? - Aber nein, so darf man nicht denken!" Sie ist eine sehr fromme Frau. Ich fand nicht, dass man "so nicht denken" darf.
In den folgenden Tagen fiel mir sehr auf: im Tante-Emma-Laden, beim Metzger, beim Bäcker, wo wir Nachbarn uns immer unterhalten und Neuigkeiten austauschen: niemand sprach über den 11. September, es herrschte ein merkwürdiges Schweigen. Niemand traute sich laut auszusprechen, was zumindest aus meiner Generation alle dachten:
Jetzt erleben die Amerikaner endlich mal am eigenen Leibe, wie es ist, wenn einem die Häuser über dem Kopf zusammenstürzen, wenn Zivilisten, von oben her angegriffen, massenhaft sterben.
Das war mein 11. September 2001.
Gut erinnere ich mich an den 12. September. Da traf ich vormittags in unserer Straße eine Nachbarin, noch älter als ich, die in ihrer Jugend den Bombenkrieg noch bewusster als ich erlebt hat. Sie sagte: "Als erstes dachte ich: das kommt uns doch bekannt vor? - Aber nein, so darf man nicht denken!" Sie ist eine sehr fromme Frau. Ich fand nicht, dass man "so nicht denken" darf.
In den folgenden Tagen fiel mir sehr auf: im Tante-Emma-Laden, beim Metzger, beim Bäcker, wo wir Nachbarn uns immer unterhalten und Neuigkeiten austauschen: niemand sprach über den 11. September, es herrschte ein merkwürdiges Schweigen. Niemand traute sich laut auszusprechen, was zumindest aus meiner Generation alle dachten:
Jetzt erleben die Amerikaner endlich mal am eigenen Leibe, wie es ist, wenn einem die Häuser über dem Kopf zusammenstürzen, wenn Zivilisten, von oben her angegriffen, massenhaft sterben.
Das war mein 11. September 2001.
eule70 - 5. Dez, 00:25
Hackmeck - 7. Dez, 22:10
Interessant. Bei mir am nächsten Tag in der Schule waren die Anschläge DAS Thema. Außerdem kann sich auch wirklich fast jeder meiner Generation an den eigentlichen Tag, also den 11. September 2001, erinnern. Das Ereignis war für uns, die wir bis dahin einfach nicht viel Weltpolitisches erlebt haben, wahrscheinlich viel einschneidender. Die Tendenz aber, hinter vorgehaltener Hand zu sagen, dass "die Amerikaner" es eigentlich mal verdient hätten, Krieg auf eigenem Boden zu erleben, war und ist auch in meiner Generation sehr verbreitet. Ebenso die Aussage, man hätte das auf amerikanischer Seite alles selbst heraufbeschworen.
antworten
Tobias (Gast) - 1. Sep, 05:28
Unverschämtheit
Wie kann man nur:
1. Für "alle" aus der entsprechenden Generation sprechen
und
2. auch noch behaupten, alle Menschen dieser älteren Generation hätten gedacht "endlich" (!) würden auch Amerikaner durch bombenähnliche Verwüstungen sterben?
Ihr krankes Weltbild ist sicherlich nicht mehr einzurenken. Daher empfinde ich nur Mitleid mit ihnen.
1. Für "alle" aus der entsprechenden Generation sprechen
und
2. auch noch behaupten, alle Menschen dieser älteren Generation hätten gedacht "endlich" (!) würden auch Amerikaner durch bombenähnliche Verwüstungen sterben?
Ihr krankes Weltbild ist sicherlich nicht mehr einzurenken. Daher empfinde ich nur Mitleid mit ihnen.