21
Nov
2005

Der Tag

Ich hatte Feierabend. Draußen schien die Sonne. Irgendwie wusste ich nichts mit mir anzufangen. Ich mochte nicht an den Rechner und auch nicht lesen. Ich stellte das Radio an, um etwas Musik zu hören. Das mache ich sonst selten.

Es war gegen halb drei. Der Radiomoderater redete von einem Kleinflugzeug, dass in einen der Twin Towers geflogen sein soll, wusste aber auch nicht mehr. Na ja, kann ja nicht wirklich schlimm sein, dachte ich, ein kleines Flugzeug nur. Trotzdem ging ich ins Wohnzimmer, um es meiner Mutter zu erzählen und Bilder zu sehen. Sie telefonierte und im Fernsehen war nichts zu sehen. Ich ging zurück, um mehr zu hören. Es gab nicht viel und nach einer Weile ging ich wieder ins Wohnzimmer. Im Fernsehen war immer noch nichts zu sehen. Meine Mutter war erstaunt. Sie war selbst einmal dort gewesen. Wieder zum Radio. Wenig neues. Dann rief mich meine Mutter und wir sahen die Bilder, die um die ganze Welt gingen. Alle Fernsehsender zappten wir durch. Ungläubig. Irgendwann um 17.00 Uhr schalteten wir den Fernseher ab. Es wurde zu viel.

Mein 11. September 2001

Ort, an dem ich es erfahren habe: Gesamtschule Meerbusch bei Düsseldorf, Deutschland

An den 11. September 2001 kann ich mich, wie die meisten wahrscheinlich, noch gut erinnern: Ich hatte lange Schule, bis 16 Uhr - die letzten beiden Mathe. Nach der Stunde ging ich mit einigen Leuten zu den Fahrrädern (ich war auch mit dem Rad da). Ein Stufenkamerad Namens Olaf bekam einen Anruf auf dem Handy von seinem Bruder. Er nahm ab, hörte nur zu, machte ein entsetztes Gesicht. Als das Gespräch zu Ende war (ohne dass er viel gesagt hatte auußer "Ja?", "Was?" "Wirklich?") sagte er: "Mein Bruder hat mich gerade angerufen. In das Pentagon und ins World Trade Center ist ein Flugzeug gestürzt. Wahrscheinlich ein terroristischer Anschlag." Ich rannte zu meinem Fahrrad und radelte so schnell wie ich noch nie in meinem Leben nach Hause. Auf dem Weg nach Hause hatte offenbar noch niemand etwas von der Nachricht mitbekommen - alle verhielten sich völlig normal. Es war glaube ich ein recht sonniger Tag und die meisten waren gutgelaunt. Zu Hause stellte ich den Fernseher an und sah den zweiten der beiden Hochhaustürme nach einiger Zeit live in der ARD einstürzen.

Soweit meine Erinnerung bis vor einiger Zeit. Dann wurde sie aber später noch ergänzt. Ich sollte nie meine Fähigkeit vergessen auch in den unpassendsten Situationen noch einen geschmacklosen Witz zu reißen. Als ich das Gelände mit dem Fahhrad verließ, sah ich nämlich noch einen weiteren Schulkameraden - Tom, der von der ganzen Sache bis jetzt nichts mitbekommen hatte. Ich rief ihm zu: "Renn schnell nach Hause, mach den Fernseher an und guck was ich getan habe!". Er völlig verdutzt: "Welches Programm?" Ich: "Jedes Programm!". Dann erst radelte ich so schnell wie möglich nach Hause, ohne mich umzudrehen. Tom kam nach Hause, völlig verwirrt über meine Worte und sah seine Mutter weinend vor dem Fernseher. Die Sache nahm er mir echt übel und er hatte mich viel später, als ich das schon längst vergessen hatte, nochmal darauf angesprochen, wodurch mir die ganze Sache erst wieder einfiel. Allerdings habe ich so seine Erinnerung an 9/11 wahrscheinlich ein Leben lang geprägt.

Mein 9/11 - beschreibe deinen persönlichen 11. September 2001!

Hallo zusammen!

Ich bin "Hackmeck" aka Stephan Dörner, Betreiber des FUCKUP Weblogs.

Worum geht es hier?

Dieses Weblog ist ein offener Blog, in dem jeder, der sich kostenlos auf twoday.net registriert, seine Erlebnisse an den 11. September 2001 schildern kann. Es gibt wohl kein anderes Ereignis, das das Ende des letzten Jahrtausends und den Beginn einer neuen Epoche so einschneidend markiert. Und es gibt wohl keinen anderen Tag, an den sich so viele heute lebende Menschen so gut erinnern können.

Ich möchte hier mit eurer Hilfe eine Art Datenbank zum Schmökern erschaffen, die ein Zeitdokument darstellt. Sie soll reflektieren, wie Menschen zu unserer Zeit dachten, wie sie den Alltag erlebten und wie den 11. September 2001. Schreibt was ihr wollt dazu. Welche Gedanken euch durch den Kopf gingen, was ihr gemacht habt, wo und wann ihr es erfahren habt, wen ihr oder wer euch angerufen hat. Schreibt einen langen Essay oder schreibt nur drei Zeilen - was immer ihr wollt.

Ich möchte, dass diese Zeitdokumentesammlung eine größtenteils freie Textdatenbank wird, aus der sich jeder bedienen kann. Deshalb möchte ich die hier veröffentlichten Texte grundsätzlich unter eine freie Creative-Commons-Lizenz stellen, die die ungehinderte Verbreitung und Nutzung aller Texte bei Angabe des Autors und Beibehaltung der freien Lizenz erlaubt. Falls ihr dieser Art von Nutzung eurer Texte widersprechen wollt, schreibt doch einen Satz wie diesen hier unter eure Ausführungen:

Abweichend von den üblichen Lizenzbestimmungen dieses Weblogs, steht dieser Text nicht unter einer Creative-Commons-Lizenz. Alle Verwertungsrechte bleiben dem Urheber vorbehalten.

Hier könnt ihr einen Beitrag anlegen, sobald ihr euch registriert habt. Bitte schreibt nur thematisch bezogen und im Topic "Mein 11. September 2001". Falls ihr Bilder in euren Beitrag einbauen möchtet, empfehle ich euch flickr, um Bilder dort hochzuladen und per HTML einzubinden - auf flickr.com gibt es entsprechende fertige HTML-Bausteine. Falls ihr keine Lust habt euch anzumelden, könnt ihr euren Text auch per Mail an stephan (punkt) doerner (at) uni-duesseldorf (punkt) de schicken (zusammen und "(punkt)" durch "." und "(at)" durch "@" ersetzen, Spam-Schutz).

Wie ich auf die Idee des Blogs kam

Ich habe schon mit vielen Leuten meiner Generation (ich bin 22) über den 11. September 2001 gesprochen. Für die meisten war es wohl das prägendste gesellschaftliche Ereignis ihres bisherigen Lebens. Was mich immer faszinierte war die Tatsache, dass jeder sofort losschoss und erzählte, wie er den Tag erlebte. Jeder, mit dem ich bisher geredet habe, konnte sich noch genau an den Tag erinnern, wusste wann und wo er von dem Unglück erfuhr. Meist sind es spannende kleine Alltagsgeschichten, die von einen eigentlich typischen Tag im Leben des Betroffenen handeln, aus dem sie oder er dann plötzlich herausgerissen wurde. All die Beiläufigkeiten des täglichen Lebens, die man sonst wieder vergisst, blieben vielen an diesem Tag in Erinnerung, weil sie im Gedächtnis mit einem kollektiv weltweit rezipiertem Großereignis verbunden wurden.

Es wären, in verschriftlichter Form, meines Erachtens spannende Zeitdokumente, weil es fast alles typische Berichte von einem typischen Tag im Jahre 2001 sind, an die man sich nur erinnert, weil am selben Tag die terroristischen Anschläge verübt wurden. Ich glaube, dass man sich mit wachsendem zeitlichen Abstand gerade in Erinnerung an diesen Tag, an den sich die meisten von uns wahrscheinlich ein Leben lang erinnern werden, noch einmal nachempfinden kann wie man damals "getickt hat", was einen bewegt hat und wie der Alltag aussah.

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